Mecklenburg-Vorpommern
Diese Aufschrift begegnet mir ca. 1x im Monat, wenn wir in Johannes’ Heimat fahren, der kommt nämlich von oben.
Ein Fischkopp, von der Müritz.
Von dort, wo die Welt noch in Ordnung ist, die Boote im Hafen liegen, die Möwen einen vollkreischen, der Leierkastenmann einen mit seinem Gedudel vollsäuselt und die Innenstadt voller Kurgäste ist, weil die Luft hier so gut sei.
Die ersten Male hab ich immer etwas in mich hinein geschmunzelt. Mecklenburg, das Land zum Leben. Pff. Ein Feld, nach einem Feld, nach einem Feld, nach einem Feld. Ein bisschen Wald, ein bisschen viel Wasser. Oh, und dann wieder ein Feld.
Über die Jahre (9 an der Zahl) ist es für mich aber auch zu meinem kleinen Rückzugsort, meinem „happy place“ geworden.
Es fühlt sich fast wie Urlaub an, wenn wir dort sind. Die Uhren laufen langsamer, die Kinder sind entspannter und die Luft ist wirklich gut. Die Läden haben sonntags auf (zumindest im Sommer) und man kann einfach mal fix zum Bäcker huschen, der auch noch frische und selbstgemachte Backwaren verkauft, ohne dafür utopische Preise zu verlangen.
Hier tun sich Möglichkeiten auf, die man gar nicht erahnt, wenn man im Ursprung ein Brandenburger-/Randberliner Pflänzchen ist, welche das Land doch ganz lebenswert machen.
Man nehme z.B. die Seen. So viele und so schöne! Klares Wasser, einfach zu erreichen; ganz ohne Privatisierungsprojekte oder die Notwendigkeit, Eintritt zu zahlen, kommt man einfach an die Wasserstellen und Strände. Ich hatte schon vergessen, dass es sowas gibt.
Wie geil das einfach mal für die Kinder ist – nackig am Strand abzuhängen, ohne Menschenmassen, Müll und lautes Gewusel. Man kann hier Vögel singen und Frösche quaken hören.
Auch wenn ich selbst aus einer seenreichen Gegend komme, so ist dort mittlerweile fast jeder Zipfel Ufer verkauft oder verpachtet und damit Privatgrundstück. Auch Waldspaziergänge werden hier oben so viel schöner, als in Berlins Umgebung, weil man die Wälder fußläufig erreichen kann und die Laubwälder sich an Artenreichtum und Farbenpracht überschlagen.
Enno wird hier zum Naturforscher und es macht mir verdammt viel Freude, mit ihm Blätter zu bestimmen und Tierspuren auf den Grund zu gehen; Mistkäfer zu suchen, oder den Specht zu orten.

Wenn wir die Räder dabei haben und das Wetter richtig gut ist, radeln wir einfach querfeldein, mal über Feldwege, mal durch die Städtchen, immer am Wasser entlang, immer mit einer frischen Brise um die Nase. Immer mit dem Ziel „nächste Eisdiele“ vor der Nase. So radelt es sich direkt etwas leichter. Wir lauschen den Möwen, suchen nach Enten und Fischen im Wasser. Irgendwie scheint hier die Zeit einfach auch etwas langsamer zu laufen.

Ja, Feld an Feld an Wald an Feld, aber so langsam mag ich den Anblick. Ich genieße es, in die Weite zu gucken, hinter den Feldern die Seen glitzern zu sehen, am Hafen die Dampfer tuten zu hören und durch die kleine Altstadt zu schlendern.
Mecklenburg Vorpommern – mein Land zum Abschalten.
Titelfoto: Raquel Pedrotti on Unsplash
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