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Jungs gegen Mädchen!

Sagt mal, hackts!?

Fahren wir letztens im Auto und hören Radio Teddy. Ich hör kaum zu, doch plötzlich bekomme ich mit, wie Enno von hinten ein Lied mitsingt:“(…) Jungs gegen Mädchen! Nein, Mädchen gegen Jungs!“
Ich höre genauer zu und werde immer wütender. Der Refrain ist noch das mildeste, doch weil ich nicht auch noch Werbung dafür machen möchte, spare ich mir hier weitere Textzeilen.

Als ich das Lied gegoogelt habe, kam raus, dass das ein Lied aus dem neuesten Kinofilm von Bibi und Tina ist.
Ernsthaft!?
Liebe Macher von Bibi und Tina? Seht ihr noch durch? Macht ihr im 21. Jahrhundert wirklich noch die Mädchen- vs. Jungsschublade auf?

Das alles auch noch über die Figur der kleinen Hexe Bibi.. eine Junghexe, die emanzipierter nicht sein könnte; die sich gegen plumpe Hörigkeiten auflehnt, auch mal was verzapft und für Gerechtigkeit einsteht. Nicht ein einziges Mal ist es dabei von belang, dass sie ein Mädchen ist. Mein Bruder konnte sich als Kind genau so gut mit ihr identifizieren wie ich. Mein Sohn kann es heute auch. 
Bibi hat in den 90ern und auch den frühen 2000ern keine Stigmatisierung gebraucht, und jetzt kommt die Geschlechterkeule? Schämt euch!

Jeden Tag aufs Neue versuche ich meinen Kindern zu erklären, dass sie alles sein und erreichen können, was sie wollen.
Ich lehre sie den respektvollen Umgang miteinander, ganz gleich, welches Alter, Geschlecht, welcher Herkunft.
Es reicht schon, dass mir als Zweifach-Jungsmama immer prophezeit wird, was ich noch alles so vor mir habe. Dieser Schmu muss doch nicht auch noch bei den Kindern landen. Jungs waschen sich nicht und Mädchen labern den ganzen Tag nur Blödsinn – oh ja, genau das wird in dem Lied auch besungen.

Enno hat seit einem Jahr in der Kita keine Mädchen mehr in seinem Alter, weil alle weggezogen oder in neuen Kitas sind.
Seine engste Bezugsperson war über 3 Jahre lang ein Mädchen, eine echte Sandkastenliebe. Ich fand es wundervoll. Sie haben Rollenspiele gespielt, genau so wie sie gemeinsam mit Autos gefahren sind oder draußen rumgebolzt haben, frei von jeglichen gesellschaftlich auferlegten Konventionen.
Letztes Jahr zog Emmy weg und Enno hatte keine weibliche Freundin mehr in der Kita. Umso wichtiger empfand ich es, ihm immer wieder nahe zu legen, dass doch auch noch andere coole Mädchen in der Kita sind, die vielleicht etwas jünger sind als er, ohne ihn natürlich jemals dazu zu zwingen.
Letzte Woche erzählte er mir dann von sich aus, dass er mit Fritzi geperlt hätte und sie jetzt seine Freundin wäre. Danach hätten sie im Garten Fangen gespielt. Geil! Ich hab mich wie Bolle gefreut.

Dann sitzen wir im Auto und dieses Lied läuft.  Sechs, setzen!
Noch tangiert ihn das nicht, er singt zwar mit, aber er gibt dem Inhalt des Liedes noch kein Gewicht.
Außerdem mag er seine Tante (meine kleine Schwester) und seine zwei Cousinen auch sehr. Ich hoffe, dass das noch lange so bleibt und so ein Unsinn bei ihm keinen bzw. nur wenig Raum findet.

Titelfoto: Rachel on Unsplash

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